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HOCHWASSERSTRATEGIEN FÜR GROßSTÄDTE

19.06.2018
© BF-Graz
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Aufgrund des stetig voranschreitenden Klimawandels ist in Zukunft vermehrt mit gravierenden Veränderungen in der Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignisse zu rechnen. Im jüngsten Bericht des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change - kurz IPCC) wird so erläutert, dass auf Grund der eindeutigen Klimaerwärmung in Mitteleuropa eine Zunahme an extremen Wetterereignissen bevorsteht. Die schweren Stürme, die unlängst alleine in der Steiermark am 16. April, am 1. Juni und zuletzt am 12. und 13. Juni enorme Schäden und sogar ein Todesopfer forderten, sind jedenfalls als außergewöhnlich einzustufen. Nur zum Vergleich: In der Stadt Graz gab es in Summe bis jetzt etwa 500 Unwettereinsätze.

Da die Vorhersage und Warnung vor Sturzfluten sehr schwierig ist, rückt die Gefahr vor Naturkatastrophen und die dadurch verursachten Schäden immer mehr in den Fokus der Forschung und des öffentlichen Interesses. Gleichzeitig steigt der Bedarf, das Bewusstsein der Bevölkerung, die Behörden und Einsatzkräfte für die Gefahr zu sensibilisieren und mit dem entsprechenden Raum und Methoden auszustatten.

„Der Siedlungsdruck, der Ausbau des Verkehrsnetzes aber auch die immer dichtere Verbauung von Grünflächen führt unweigerlich dazu, dass die Stadt Graz und Umgebung dem erhöhten Risiko eines hundertjährlichen Hochwassers ausgesetzt wird. Daher müssen wir bereits im Vorhinein in der Lage sein, Hochwasserrisiken in Verbindung mit Starkregenereignissen zu erkennen, um weitreichende Schäden zu vermeiden", betont der zuständige Landesrat Johann Seitinger.

Martin Haidvogl, Magistratsdirektor der Stadt Graz: „Die Stadt Graz hat in den vergangenen Jahren für den Schutz vor Hochwasser viel geleistet. Neben dem Sachprogramm Grazer Bäche seien beispielsweise die Fließpfadkarte, die Grazer Abwehrkarte, neue Pegelstellen und der Einsatzplan Mur genannt. So konnte in den vergangenen Tagen und Wochen schon viel verhindert werden. Mit dem laufenden Austausch von Informationen und Erfahrungen wird sich die Situation noch weiter verbessern."

Aus diesem Grund wurde das EU-Projekt RAINMAN ins Leben gerufen. Dieses hat es sich zum Ziel gesetzt, mithilfe von internationalen Experten gemeinsam mit den zuständigen Behörden innovative Methoden und neue Werkzeuge zu entwickeln, um Das Gefahrenpotenzial, das von Starkregen ausgeht, zu minimieren. Im Rahmen eines zweitägigen Workshops in Graz wurden so Handlungsempfehlungen für Gemeinden und Verwaltungsdienststellen entwickelt. Die Toolbox liefert Unterstützung

• für die Bewertung und Kartierung von Starkregengefahren und Risiken - bei der Auswahl und Umsetzung passender Maßnahmen zur Risikoreduzierung

• bei der Entwicklung von Warn- und Notfallsystemen

• für die Sensibilisierung und Einbindung von Interessengruppen und

• für die Integration von Starkregengefahren und Risiken in Hochwasserrisikomanagementpläne.

Riku Reinhard Vogt, langjähriger Leiter der Hochwasserschutzzentrale in Köln: „Bei dem Projekt werden Analysen durchgeführt, um herauszufinden, wie gut die Gemeinden und Städte auf Starkregenereignisse vorbereitet sind. Dabei geht es konkret um Fragen der Bauvorsorge, der Informationsweitergabe an die Bevölkerung, der Warnung vor Wetterextremen, der Eigenvorsorge an Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, und vieles mehr. Das wird sowohl in Hinblick auf Hochwasser als auch Starkregen durchgeführt. Dadurch werden Gemeinden und Städte besser auf solche Gefahren vorbereitet."

Im Projekt sind insgesamt zehn Partner aus sechs Mitgliedstaaten der Europäischen Union beteiligt. Im Projekt werden insgesamt sieben Pilotstudien durchgeführt - eine davon ist in Graz. Österreichische Partner in diesem Projekt sind das Land Steiermark (Abteilung 14, Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit) und das Umweltbundesamt in Wien. Assoziierte Partner sind das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, die Stadt Graz und das Land Oberösterreich (Abteilung Wasserwirtschaft). Das Projekt wird zu rund 80 Prozent aus Mitteln der Europäischen Union gefördert. Die restlichen 20 Prozent werden von den Projektpartnern bzw. den assoziierten Partnern finanziert. Die Laufzeit erstreckt sich von Juli 2017 bis Juni 2020. Die Gesamtkosten betragen rund 3 Millionen Euro, wobei der Anteil des Landes Steiermark in etwa 380.000.- Euro und jener des Umweltbundesamtes rund 340.000.- Euro ausmacht.

Text: Viktor Milosevic, Büro Landesrat Johann Seitinger

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